Neues Land, andere Sprache, anderes Leben


Was ist die größte Herausforderung? Ganz klar- die Sprache. Darin waren sich alle ukrainischen SchülerInnen einig.
20 SchülerInnen von der 5. bis zur 10. Jahrgangsstufe lernen inzwischen an der weiterführenden Don-Bosco-Schule. Die ersten SchülerInnen kamen bereits im April durch Engagement von Schülereltern, die ukrainische Familien aufgenommen hatten, an unsere Schule. Durch Mundpropaganda wurden es nach und nach mehr. Seit Ende Mai erhalten sie Deutschunterricht durch eine ukrainische Lehrerin, die von der Stiftung angestellt wurde. Vieles fügt sich wie Puzzleteile zusammen: Anastasiia S. war ein paar Tage vor Kriegsausbruch zufällig zu Besuch in Rostock, um den Geburtstag eines Verwandten ihres Freundes mitfeiern zu können. War es vor Kriegsausbruch fast unmöglich, ein Visum zu bekommen, ging dies nun alles ganz schnell. Anastasiia bewarb sich bei mehreren Schulen und hatte auch mehrere Zusagen, entschied sich dann aber glücklicherweise, auf ihr Bauchgefühl verlassend, für die Don-Bosco-Schule, weil hier einfach alles passte. Seitdem setzt sie sich über den Unterricht hinaus unermüdlich für ihre Zöglinge ein und hilft auch mal beim Übersetzen von Behördenbriefen. Anfangs wurde viel Wert daraufgelegt, dass die ukrainischen SchülerInnen gut in Deutschland ankommen und starten können. So wurden von Lehrkräften verschieden Kurse angeboten, um mit der Deutschen Kultur in Berührung zu kommen und sich gegenseitig kennenzulernen, wie z.B. ein gemeinsames Frühstück, das die SchülerInnen zusammen vorbereitet hatten oder Koch- und Backstunden.


Seit diesem Schuljahr sitzen die SchülerInnen in jahrgangsübergreifenden Gruppen und erhalten, in zwei Kurse eingeteilt, jeweils zwei Stunden pro Tag Deutschunterricht. Durch die kleinen Gruppen ist intensives Lernen möglich und die jüngeren SchülerInnen haben in den älteren SchülerInnen gute Vorbilder. Auch gibt es inzwischen DAZ Programme im Internet, die es den SchülerInnen ermöglichen, individualisiert und differenziert Deutsch lernen zu können. Die restlichen Schulstunden verbringen die ukrainischen SchülerInnen in ihren Stammklassen, die ihrem Alter entsprechen. Die Teilnahme am Unterricht in der Stammklasse ist für die SchülerInnen wichtig, um Kontakte zu deutschen Kindern knüpfen zu können. Das ganze Projekt lebt natürlich vom Engagement der LehrerInnen und MitschülerInnen. So wird sich bei der Verständigung auch mit Englisch oder Russisch, bzw. wenn gar nichts anderes geht, mit Füßen, Händen oder Pantomime beholfen. Aufgefangen werden die ukrainischen SchülerInnen durch eine ukrainische Psychologin, die einmal in der Woche, je nach Wunsch und Bedarf, Gesprächstermine anbietet. Es bleibt zu hoffen, dass die Kinder das Erlebte verarbeiten und wir sie auf ihrem Weg unterstützend begleiten können.

(Christine Weyer)





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